Arbeiten Gehirne von rechenschwachen Kindern anders als solche ohne Rechenschwäche?

Bei unterschiedlichen Tätigkeiten von Menschen sind unterschiedliche Hirnareale in differierenden Stärken und Mustern aktiviert. Beim Lösen von Rechenaufgaben machen rechenschwache Kinder etwas anderes als rechnende Kinder.

Rechnende Kinder erschließen sich zum Beispiel beim Lösen der Aufgabe 21 – 19 den Mengenzusammenhang der beiden genannten Zahlen aus dem Wissen um deren Mengenbedeutung. Rechnende Kinder lesen das Stellenwertsystem richtig, wissen also darum, dass die Differenz von 19 zu 21 zwei Einer sind.

Rechenschwache Kinder erfassen diese kardinallogischen Zahlbedeutungen und Zahlbeziehungen nicht bzw. fehlerhaft. Ihnen fehlt das spezifische Zahlwissen, was zu einer sofortigen und richtigen Beantwortung der Frage nach dem Unterschied von 19 und 21 nötig ist. Sie müssen sich deshalb anderer Vorgehensweisen zum Hervorbringen eines Ergebnisses bedienen. Dies kann das Auszählen des Ergebnisses sein, das schriftliche Ausrechnen oder auch die Nutzung des Taschenrechners sein. Sie machen also tatsächlich etwas anderes als rechnende Kinder.

Entsprechend der unterschiedlichen geistigen und praktischen Tätigkeiten rechnender und rechenschwacher Kinder lassen sich beim Lösen dieser Aufgabe differierende Hirnaktivitätsmuster aufzeichnen. (Wie nicht anders zu erwarten, möchte man hinzufügen.) Aus diesen Beobachtungen sind keine Aussagen zu Ursachen von Rechenschwächen (im Sinne von: das Gehirn von Rechenschwachen arbeitet anders, deshalb können sie das Rechnen nicht erlernen) möglich, auch wenn dies immer wieder getan wird.

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