Einige Ärzte stellen systematisch Ergotherapierezepte aus, um über Ergotherapien Rechenstörungen „behandeln“ zu lassen. Es gibt Ergotherapiepraxen, die mehr oder weniger offen dafür werben, Kinder mit Rechenstörungen auf ärztliche Verordnung zu „behandeln“.
Ergotherapeuten sehen die Ursachen von Dyskalkulie hauptsächlich in Störungen der Wahrnehmung. Als Begleiterscheinungen werden psychische Probleme angenommen. Entsprechend setzt eine Therapie an: “Durch spielen, singen oder malen soll zuerst einmal das Selbstbewusstsein gestärkt werden. Damit kann ein motivierendes Lernumfeld geschaffen werden und der Leistungsdruck wird zurückgenommen. Die Fähigkeit, Mathematik zu begreifen, ist an verschiedene Wahrnehmungs- und sensorische Leistungen gekoppelt. Deshalb werden Methoden der sensorischen Integrationstherapie und Elemente der Psychomotorik genutzt. Zum Beispiel löst das Kind Aufgaben, während es in der Hängematte schaukelt“ (ergotherapie.org).
Dazu ist anzumerken, dass es sich um eine wissenschaftlich nicht belegte Behauptung handelt, dass Dyskalkulie aus Wahrnehmungsstörungen resultiert. Auslöser für Rechenschwächen sind unverstandene Zusammenhänge in der elementaren Zahlenmathematik. Mathematik zu begreifen, ist eine kognitive Leistung. Wie bei allen denkgebundenen Leistungen, bei denen es um das Verstehen von Inhalten geht, muss das Befassen mit diesen Inhalten erfolgen. Durch Schaukeln in der Hängematte wird kein Beitrag geleistet, hochkomplexe Konstrukte wie zum Beispiel das Stellenwertsystem zu verstehen. Möglicherweise können ergotherapeutische Übungen rechenschwache Kinder emotional stützen. Dass sich über sensorische und motorische Übungen allein eine Rechenschwäche „behandeln“ ließe, entbehrt jeder fachlichen Grundlage.
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