Wie kommt es zu stark schwankenden Leistungen bei rechenschwachen Kindern?

Es kommt vor, dass rechenschwache Kinder beim Lösen von Rechenaufgaben zum richtigen Ergebnis kommen, am nächsten Tag aber alle Lösungen wieder falsch sind. Das ist nicht verwunderlich.

Kindern, welchen die Grundlagen für ein verständiges Rechnen fehlen, entwickeln im Laufe der Zeit Kompensationsstrategien, bzw. Techniken, mit deren Hilfe Rechenaufgaben gelöst werden. Dazu ein Beispiel: Eine häufig verwendete Technik besteht darin, die Stellenwerte mehrstelliger Zahlen isoliert voneinander zu betrachten (immer erst die „vorderen“ Zahlen und dann die „hinteren“). Bei der Aufgabe 35 – 12 sieht die Lösung dann wie folgt aus: Zuerst 3 – 1 = 2 und dann 5 – 2 = 3, anschließend werden beide Ziffern zur korrekten Lösung 23 zusammengesetzt. Bei der Aufgabe 32 – 15 führt die gleiche Technik jedoch zu einer falschen Lösung: 3 – 1 = 2 und 5 – 2 = 3 (manche Kinder rechnen an dieser Stelle auch 2 – 5 = 3), also 32 – 15 = 23.

Da in der Schule oft „Päckchen“ vom gleichen Aufgabentyp gerechnet werden, kann es gut sein, dass ihr Kind bei Verwendung der passenden Rechenstrategie an diesem Tag alle Aufgaben richtig löst. Da die Strategie aber inhaltlich nicht verstanden ist, sondern als bloßes Schema abgearbeitet wird, ist sie meist am nächsten Tag (oder schon in den nächsten Minuten) vergessen.

Werden solche Rechenschemata häufig wiederholt, bleiben sie einigen rechenschwachen Kindern sogar in Erinnerung und können auch am nächsten Tag reproduziert werden. Da sie immer noch inhaltlich Unverstanden sind, werden sie mechanisch auf alle scheinbar gleichen Aufgaben – wie im oben beschriebenen Beispiel bei allen Minusaufgaben – angewendet.

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