Rechenschwäche ist nicht die Folge von Dummheit, fehlenden logischen Denkvermögens, mangelnder Konzentration oder der Unwilligkeit des rechenschwachen Kindes, Jugendlichen und Erwachsenen. Mit solchen Urteilen werden die Betroffenen nicht nur für das Rechenproblem selbst verantwortlich gemacht, sondern sie führen zu weiteren Zumutungen und falschen Hilfen. Die Versuche, Rechenschwächen durch permanentes Üben und bloße Wiederholungen des aktuellen Schulstoffes zu überwinden, scheitern in der Regel. Mit den herkömmlichen Formen des Übens und Nachhelfens werden Rechenschwache zum Einüben von Unverstandenem gezwungen.
Dies kann allenfalls zu einem Auswendiglernen von Aufgaben- und Merksätzen, Rechenregeln und so genannten Eselsbrücken führen. Es führt zu keiner Einsicht in die Inhalte und Begründungen der zahlenmathematischen Logik. Das herkömmliche Üben führt nicht zur Erarbeitung eines tragfähigen elementarmathematischen Wissens. Das so Gelernte wird meist schnell wieder vergessen.
Ein solches Üben ist nicht nur sinnlos und eine Qual für alle Beteiligten, sondern es trägt zur sekundären Neurotisierung des Kindes oder Jugendlichen bei. Ein Kind, das ”übertrainiert” wird, reagiert auf diese vergeblichen Bemühungen frustriert und mit einer wachsenden Lernabneigung. Dies kann sich zu einer fächerübergreifenden Lernunlust und zu einer allgemeinen Schulangst ausweiten. Diese erfolglosen Bemühungen setzen sehr häufig eine Entwicklung in Gang, in der die Kinder und Jugendlichen Versagensängste, Misserfolgserwartungen und eine negative Selbstwahrnehmung entwickeln.
Daher raten wir bei allen mathematischen Lernproblemen vor jeder Hilfe zu einer mathematischen Lernstandsanalyse. An deren Ergebnissen sollte eine gezielte und qualifizierte Hilfe ansetzen.